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Texte zum Thema

Prolog

„Menschen raus!? - Das verstehe ich nicht!”

„Wissenschaft ist ein Thriller”

Kunstgeschichte

Kunst und Humor

Das Spiel mit dem Witz

Was die Philosophen sagen

Der Psychoanalytiker Freud

 
 
 
Prolog
 
„Die wichtigste Möglichkeit, frustrierte Triebenergien sinnvoll zu nutzen, liegt jedoch in der Sublimierung, d.h. den unbefriedigten Trieb in kulturelle Leistungen umzusetzen.”
 
(Der vollständige Lebenszyklus, Erik H. Erikson, Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1988)nach oben

 
 
 
 
 
„Menschen raus!? - Das verstehe ich nicht!”
 

Vom Verstehen und Nicht-Verstehen

Was bedeutet überhaupt noch „Verstehen”? Trainieren wir in unseren Aufführungen die Leute nicht geradezu auf Nicht-Verstehen? Machen wir es ihnen nicht schon selbstverständlich, daß sie sowieso nichts verstehen, bis sie schließlich ihr eigenes Nicht-Verstehen nicht mehr verstehen und für das Normale halten? Könnte es nicht sein, daß wir da eine Arbeit für Leute tun, die an verbalem Dunst, an der Undurchschaubarkeit der Verhältnisse interessiert sind?

Die Unsinns-Sperre

Das Problem der Moderne läßt sich mit drei Worten umschreiben:„Versteh ich nicht”. Ein Funker, der mit seinem Gerät ein Signal auffängt, das er nicht versteht, kann nicht schließen, es hätte keinen Sinn, sondern nur, daß ihm der Code fehlt. Es gibt eine ebenso unbestreitbare wie folgenreiche Asymmetrie: alles was ich verstehe, hat einen Sinn; nicht alles, was einen Sinn hat, verstehe ich jedoch. Wenn ich daher Kunst nicht verstehe, kann ich prinzipiell nicht schließen, sie sei Unsinn. Ich kann nur sagen: ich verstehe sie nicht. Auch wenn sehr viele sie nicht verstehen, ja selbst wenn niemand sie versteht, kann sie dennoch sinnvoll sein - wieviele Zeitgenossen haben sich schon über einen Künstler geirrt, und erst die Zukunft hat ihn rehabilitiert.

(...)

Man kann von Nicht-Verstehen nicht auf Unsinn schließen, und eben darum ist es prinzipiell schwierig, zu entscheiden, ob etwas „originaler Unsinn” ist oder ein höherer, nur noch nicht verstandener Sinn.

Die alte Kritik erkannte am Regelbruch den Dilletanten - er kann die Norm nicht erfüllen, er beherrscht nicht das Handwerk. Auch das Genie aber bricht die Regel - der eine weicht gewissermaßen nach oben, der andere nach unten von der Norm ab. Die alte Kritik hielt das Genie für einen Dilletanten, sie hielt das Handwerk allein für die Kunst. Die neue Kritik aber hält auch den Dilletanten für ein Genie, sie mißachtet das Handwerk - und so ergießt sich mit den Genies nun eine Flut dillettierender „Künstler”. Jetzt hat auch der Scharlatan seine Chance. Er kann behaupten, was er herstelle, sei Kunst - wenn er nur jeden Sinn vermeidet, kann niemand ihn widerlegen. Widersprechen kann man nur jemand, der die gleiche Sprache spricht, und widerlegen nur etwas Sinnvolles. Ist ein Sinn nicht zu verstehen, kann er sich immer noch herausstellen, er hat sich in der Kunstgeschichte oft genug noch herausgestellt. Der Sinn den man nicht versteht, kann der höhere Sinn, das Ding also Kunst sein, der Anspruch ist unwiderlegbar. Wer Sinnloses erzeugt ist sicher, nur wem ein Sinn unterläuft, den kann man fassen. Sinnvermeidung ist das einzige, was einer üben muß, um für tiefsinnig zu gelten.

 
Vortrag von Adolf Dresen über Verstehens-Probleme in der Moderne vom 3.11.1996 vor der Sächsischen Akademie der Künste im Schauspielhaus Leipzignach oben

 
 
 
 
 
„Wissenschaft ist ein Thriller”

 
Frank Schirrmacher über die neue Liebe zur Bio-Technologie

Schirrmacher, 40, ist seit 1994 der für das Feuilleton zuständige Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung”.
Vergangenen Dienstag setzte er eine Artikelserie zur Bio-Technologie mit einem großen Aufsatz des US-Wissenschaftlers Bill Joy fort, in dem vor den gefährlichen Folgen der Verschmelzung der Computer- und Gentechnik gewarnt wird.

Spiegel: Herr Schirrmacher, Sie kündigen die Thesen von Bill Joy unter der Überschrift an „Warum die Zukunft uns nicht braucht”. Wer ist hier „wir” - sind Sie das selbst?
Schirrmacher: Nein, das ist die Überschrift des Bill-Joy-Artikels aus der Zeitschrift „Wired”. „Wir”, das sind ganz einfach die Menschen.”
 

Spiegel 24/2000, S. 108: „Wissenschaft ist ein Thriller”nach oben

 
 
 
 
 
Kunstgeschichte

 
Dadaismus

„Charakteristisch für das Groteske war der Widerspruch als treibende künstlerische Kraft, die Erwartungshaltungen in Frage stellte und verhärtete Vorstellungen sprengte.”1

Dadaismus, der: Kunstrichtung nach 1916, die die absolute Sinnlosigkeit proklamierte.2

Dadaismus [frz., nach dem kindersprachl. Stammellaut „dada” = Pferdchen], internat. Kunst- und Literaturrichtung, entstanden 1916 in Zürich;2
Revoltebewegung, ...eine radikale Ablehnunung der vorgefundenen Malerei, Dichtung, Literatur, Politik und Gesellschaft5; Alle bisher geltenden ästhet. Wertmaßstäbe und Spielregeln wurden für ungültig erklärt und die absolute Freiheit der künstler. Produktion proklamiert. Dies führte zu immer provokativeren Programmen mit unterschiedlichen Intentionen.4

Zentrum des D. war das Züricher „Cabaret Voltaire”, das ursprünglich als „literar. Cabarett” geplant und von H. Ball gegründet wurde. Es wurde zu einer „Experimentierbühne” der modernen Kunst. Die in Zürich im Exil lebenden, hpts. an den Programmen des Kabaretts beteiligten Künstler H. Arp, H. Ball, R. Huelsenbeck, M. Janco und T. Tzara schlossen sich enger zusammen; es kam zu einer Gruppenbildung und zur Proklamierung einer eigenen Kunstrichtung unter dem Gruppensymbol „Dada”. Wer dieses Symbol erfunden hat ist nicht zu klären. Tzara gab ab Juli 1917 die Zeitschrift „Da da” heraus. Die Gemeinsamkeit der Dadaisten besteht weniger in einem Gruppenstil als in einer künstler.-polit. Haltung: das Kabarett wurde zu einem Ort des künstler. Wiederstandes, zum Podium des Protestes gegen den „Wahnsinn der Zeit” (Arp) [gemeint ist der 1. Weltkrieg].4

Bald erregten dadaist. Unternehmungen öffentl. und intellektuelles Leben in Europa und Amerika. Ursprünglich wurde in allen Zentren mit dem Ziel des Protestes und der tabula rasa gehandelt. Dadurch formierte sich „Anti-Kunst”. Mit den Methoden der Verhöhnung, Verspottung, Beschimpfung und Aufreizung der bürgerl. Klassen und ihrer Bewegungsmotive (per Skandal, Reklamebluff und aggressiver Demokratisierung) betrieb D. die Zerstörung jeglicher Konventionen, welche ohnehin ihres „ursprüngl. Inhaltes entleert” waren. Dabei kam es zur iron.-sarkast. Verkettung von Trivialität und Komplexität, von Dillettantismus und präziser Entlarvung.5

Ab April 1918 fanden öffentl. Veranstaltungen und Happenings statt. ...In einem Stadium des Experimentierens hofften sie, die Künste auf den „Stand der Gegenwart” zu bringen.5

Durch den Verbrauch der anarch.-rebellierenden Energien und Kampfformen sowie die Zersplitterung und Assimilierung in andere Entwicklungen (Konstuktivismus, De Stijl, Surrealismus, Abstraktionismus) lief D. internat. bis 1924 aus. Auch danach noch zeigte sich sein Einfluß aber als ein Avantgarde-Reflex und wirkte für ein neues gesellschaftl. Engagement in den Künsten, verbunden mit dem immer wieder aufbrechendem Willen zum Ausbruch aus ästhet. erstarrenden Kunstbereichen in Gebiete der „Nicht-Kunst” und „Anti-Kunst”, worin auch ein Rest Unverdaulichkeit von D. besteht. Dazu wurden Fundamente einer „neuen sozialen Ästhetik für den Künstler” gelegt.

Alle von D. initierten oder weitergetriebenen Techniken und Prinzipien sind in die weitere Entwicklung von Kunst und Geschichte eingegangen.5

 
1Hanne Bergius über den Dadaismus in „Moderne Kunst 2”, Das Funkkolleg zum Verständnis der Gegenwartskunst, rororo, Rowohlts Enzyklopädie,1996, Monika Wagner (Hg.)
2Der kleine Duden „Fremdwörterbuch” Mannheim; Wien; Zürich: Bibliografisches Institut, 1983
3Duden „Rechtschreibung”, 1991
4Lexikon der Kunst, VEB E.A. Seemannverlag, Leipzig, 1989
5Meyers Großes Universallexikon, Mannheim, 1981;
 

 
Nihilismus

„Es gibt andere, die die Ansicht vertreten, innerhalb unserer Gesellschaft seien Liebe und weltliches Leben grundsätzlich unvereinbar so daß von der Liebe zu reden, heute nur ein Mitmachen am allgemeinen Betrug darstelle; sie glauben, daß nur ein Märtyrer oder ein Verrückter in der Welt von heute lieben könne und daß daher die Diskussion der Liebe nichts als leeres Predigen sei... Dieser „Radikalismus” endet im moralischen Nihilismus.”1

Nihilismus, der (lat.): Philosophie, die alles Bestehende für nichtig, sinnlos hält; völlige Verneinung aller Normen und Werte.2

Nihilismus [zu lat. nihil = nichts], weniger ein festumrissener philos. als ein literar. Terminus zur (meist polem.) Pauschalkennzeichnung eines sich v. a. auf die Gottes- und Werterkenntnis beziehenden Skeptizismus. Eine theoret. Reflexion über den N. findet sich nur bei Nietzsche, v.a. in den Schriften seines Nachlasses der 1880er Jahre, der im N. die noch unreflektierte, aber notwendige Folge der christl. (moral.) Lebensverneinung sieht. Da der N. selbst noch nicht zu einer Lebensbejahung gefunden habe, sondern nur die konsequente Fortführung der Lebensverneinung sei, müsse er in der Schaffung eines neuen Menschen überwunden werden.3

 
1 Die Kunst des Liebens, Erich Fromm, Ullstein, 1974
2 Duden „Rechtschreibung”, 1991
3 Lexikon der Kunst, VEB E.A. Seemannverlag, Leipzig, 1989
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Kunst und Humor
 
Humor ist im allgemeinen Ausdruck einer überlegenen Lebenshaltung und Gemütsstimmung, verrät humane Gelassenheit und philosophische Besinnung, bewirkt eine nachsinnige Betrachtung von Welt und Leben, vor allem auch menschlicher Schwächen und Unzulänglichkeiten. Humor ist Zeugnis einer geistigen Freiheit, nicht alles - und schon gar nicht sich selber - schwer und allzu ernst zu nehmen. Humor hat mit ernster Lebenserfahrung, ja oft sogar mit Schwermut, zu tun und ist keineswegs etwas Oberflächliches, ihm eignen elementare Güte und großzügiges Verständnis für das Ungewohnte und Nichtige wie für das Allt?gliche und Durchschnittliche. Er ist auffallenderweise am wenigsten ausgeprägt bei Klassikern, denen es entscheidend auf ethischen Ernst und ästhetischen Formen ankommt.
 
Erträge der Forschung, Die romantische Ironie, Helmut Prang, WBD, 1989nach oben
 
 
 
Das Spiel mit dem Witz
 
Im Spiel lassen sich Grenzen überwinden. Es entkleidet den Gegenstand seiner eigenen Funktion und gewinnt einen riesigen Raum an Freiheit. Eigene Kosmen können entstehen. Im spielerischen Umgang mit Material und Medien k?nnen neue Formen gefunden werden, können Widersprüche nebeneinander Bestand haben.
 
Kunstforum, Kunst und Humor I und II, 1992nach oben
 
 
 
Was die Philosophen sagen
 
Theodor Adorno setzt den Zeitvertreib mit der heiteren Kunst einem Diebstahl am Leben gleich. Und trotzdem ist er der Meinung, daß das Lachen Befreiung anzeigt, ob aus leiblicher Gefahr oder aus den Fängen der Logik.1 (Ich sehe dort einen Widerspruch, da Freiheit eher eine Bereicherung am Leben ist als ein Diebstahl.)2

In Hegels Augen ist die Kunst am Humor gescheitert. In Anbetracht der ursprünglichen Aufgabe das höchste Lebensinteresse zu verfolgen, hat sie sich lächerlich gemacht.1
 

1 Kunstforum, Kunst und Humor I und II, 1992
2 3 Rooosen
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Der Psychoanalytiker Freud
 
Der Humor stellt eine Bewältigung einer inneren oder äußeren Gefahr dar, denn das grundsätzliche Leid ist seine Endlichkeit, kurzum: der Tod des Menschen. Die Überwindung der Todesfurcht ist deshalb die fundamentale Funktion des Humors.
Zudem meint er, daß wir uns mit dem sogenannten Über-Ich identifizieren, wir stehen über oder neben uns, können uns von außen betrachten und und sogar über uns selbst lachen.
 
Kunstforum, Kunst und Humor I und II, 1992nach oben